BODYS-Kooperation mit dem Promotionskolleg NRW

Am 12.04.2024 hielt Prof. Dr. Theresia Degener einen Vortrag zum Thema „Menschenrechtsbasierte Forschung zum Thema Behinderung“ im Rahmen der Ringvorlesung des Promotionskollegs NRW.

Prof. Dr. Theresia Degener skizzierte zunächst, wie die sogenannte traditionelle Behindertenforschung zunächst nur im Feld der Rehabilitation verortet und damit lange von nicht-behinderten Forscher*innen dominiert war. Behinderte Menschen wurden ausschließlich als Forschungsobjekte betrachtet oder aufgrund z.B. angenommener Unfähigkeit zur Einwilligung komplett von Forschung ausgeschlossen. Behinderte Menschen wurden auf ihre Beeinträchtigung bzw. medizinische Diagnose reduziert. In der modernen Behindertenforschung hat sich dagegen ein Paradigmenwechsel hin zum sozialen Modell von Behinderung vollzogen, welches den Fokus auf behindernde Barrieren in der Umwelt legt. Im Rahmen der modernen Behindertenforschung sind darüber hinaus die UN-Behindertenrechtskonvention (UN BRK) und die Entwicklung des Feldes der Disability Studies von großer Bedeutung. Mit der Ratifizierung der UN BRK (2009) und der Entstehung der Disability Studies in den 2000er Jahren in Deutschland wurde das menschenrechtliche Modell von Behinderung bzw. der menschenrechtsbasierte Ansatz von Behinderung entwickelt.

Das Bochumer Zentrum für Disability Studies (BODYS) an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe hat sich genau einer solchen menschenrechtsbasierten Forschung zum Thema Behinderung verschrieben. BODYS versteht Disability Studies als inter- und transdisziplinäre Theoriegrundlage (zur Umsetzung) der UN BRK. Menschenrechtsbasierte Forschung zum Thema Behinderung findet im Einklang mit den normativen Prinzipien der UN BRK statt, ist initiiert und geleitet durch die Behindertenbewegung, reagiert auf deren rechtliche Anliegen und rückbezieht sich mit ihren Forschungsergebnissen auf ebendiese Anliegen.

Ein beeindruckendes Beispiel für eine kompromisslose Umsetzung dieser Prinzipien lieferte Prof. Dr. Theresia Degener mit dem Forschungsprojekt „IKSL – Initiative Kompetenzzentren Selbstbestimmt Leben in NRW“, das BODYS zwischen 2016 – 2020 durchgeführt hat. Das Projekt wurde mit Prof. Dr. Theresia Degener nicht nur durch ein Mitglied der deutschen Behindertenbewegung geleitet, sondern stellte auch behinderte Wissenschaftler*innen im Projekt an. Das Projekt lieferte wertvolle Einblicke und Erkenntnisse zu Herausforderungen und Chancen in der Umsetzung menschenrechtsbasierter Forschung gemeinsam mit behinderten Menschen.

Wenngleich eine solche kompromisslose Umsetzung eines hohen Einsatzes von Ressourcen und Engagement auf allen Seiten bedarf, kann der Gewinn im Hinblick auf die erreichte Inklusion im Forschungsprozess und Qualität der Forschungsergebnisse nicht hoch genug eingeschätzt werden. Zudem hat die Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe ein hohes Maß and Kompetenz in barrierefreier und inklusiver Forschung und Lehre dazugewonnen. Darüber hinaus sind nun auch behinderte Mitarbeiter*innen an der Hochschule angestellt, welche für die Ausbildung einer inklusiven Forschungslandschaft innerhalb der Hochschule unerlässlich sind.

Zur Gestaltung einer inklusiven Hochschule gehört auch die Nachwuchsförderung von behinderten Wissenschaftler*innen. Zum ersten Mal fand eine Online-Veranstaltung im Rahmen des Promotionskollegs NRW barrierearm durch die Bereitstellung von Schriftdolmetschung und Audiodeskription statt. Auch dies ist ein notwendiger und wichtiger Schritt in der inklusiven Nachwuchsförderung. So kann die Partizipation von behinderten Promovierenden und damit der Zugang zu Information sowie Austausch mit Peers ermöglicht werden.

Das Promotionskolleg NRW möchte sich nun auf den Weg machen, in Zukunft Barrierefreiheit bei PK NRW Veranstaltungen mitzudenken. BODYS freut sich, hier einen wichtigen Impuls gesetzt zu haben.

Bericht: Johanna Knebel

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