„Menschenrechte für alle!“

Jana Offergeld (BODYS) und Jonathan Görder (Mitglied des Vereins für seelische Gesundheit Dortmund). © Jana Offergeld

BODYS-Mitarbeiterin Jana Offergeld beim Psychoseseminar

Warum gibt es eine „extra“ Menschenrechtskonvention für Menschen mit Behinderungen? Was ist das menschenrechtliche Modell von Behinderung und warum betrifft die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) auch die Psychiatrie? Diese und andere Fragen standen im Vordergrund des Psychose-Seminars der Gesellschaft für seelische Gesundheit Dortmund e.V. am 7.2.2018. Jonathan Görder – Mitarbeiter der Stiftung Bethel und selbst Absolvent der EvH Rheinland-Westfalen-Lippe – hatte Jana Offergeld als Vertreterin des Bochumer Zentrums für Disability Studies (BODYS) eingeladen, um über den aktuellen Stand der Umsetzung der UN-BRK und die damit verbundenen Errungenschaften und Herausforderungen zu berichten.

Psychiatrie-Erfahrene, Angehörige und Fachkräfte im Dialog

Im Zentrum standen dabei zwei menschenrechtliche Problemfelder, die auch in Deutschland gerade im Hinblick auf die Psychiatrie weiterhin bestehen: die Segregation und Ausgrenzung behinderter Menschen in gesellschaftlichen  Bereichen wie Wohnen, Arbeit und Bildung sowie die Aberkennung der rechtlichen Handlungsfähigkeit auf Grundlage einer psychiatrischen Diagnose. War ursprünglich ein Vortrag mit anschließender Diskussion vorgesehen, gestaltete sich der Abend wesentlich dialogischer. Die Teilnehmer*innen – darunter Psychiatrie-Erfahrene, Angehörige und Fachkräfte – konnten von Beginn an die menschenrechtlichen Normen und Bestimmungen auf ihre eigene Erfahrungs- und Lebenswelt anwenden und diskutierten lebhaft über mögliche Implikationen, auftretende Konflikte und eigene Erfahrungen bezüglich Fremdbestimmung und Zwang, aber auch gelungener Unterstützung.

Ein Schritt in die richtige Richtung

Trotz der Vielfältigkeit der Beiträge von Teilnehmer_innen wurde deutlich, wie weit die menschenrechtlichen Ansprüche der UN BRK und die Praxis bzw. der Alltag innerhalb des psychiatrischen Systems noch auseinanderklaffen. Veranstaltungen für Information und Bewusstseinsbildung für Betroffene wie das Psychoseminar, in denen gemeinsam auch Konflikte und mögliche Lösungswege gemeinsam diskutiert werden können, so einer der Teilnehmer, seien dabei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Text: Jana Offergeld

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