BODYS on Tour – Praktikum am CDLP in Galway, Irland

Der Aufbau von Kooperationen mit internationalen Forschungspartnern ist eines der zentralen Ziele des Bochumer Zentrums für Disability Studies (BODYS). Eine Möglichkeit für eine vertiefende Beziehung zwischen BODYS und dem in Irland liegenden Centre for Disability Law and Policy (CDLP) ergab sich im Sommer 2018. Amelie Schmidt, studentische Hilfskraft bei BODYS, verbrachte ihre Semesterferien in Galway und absolvierte so unter der Anleitung von Prof. Eilionoir Flynn ihr Pflichtpraktikum aus dem Studiengang Heilpädagogik/Inklusive Pädagogik der EvH Bochum. Unterstützung erhielt Amelie Schmidt durch das Erasmus+ Programm, für das sie sich erfolgreich im International Office an der EvH Bochum beworben hatte. Zu dem finanziellen Zuschuss von Erasmus+ gehörte außerdem Zugang zu Online-Kursen in Englisch.

Amelie Schmidt wusste nicht, was sie in ihrem Praktikum erwarten würde, sie genoss aber den Gedanken, der deutschen Hitze zu entkommen und in das kühlere und verregnete Irland zu reisen. Voller Vorfreude blickte sie auf ihren ersten Arbeitstag. Nach einer kleinen Führung durch die Büros des CDLP bekam sie ihren Arbeitsplatz zugewiesen und wurde in die Aufgabenbereiche der nächsten zwei Monate eingearbeitet.

Zum einen sollte sie in enger Zusammenarbeit mit Prof. Flynn ein Statement über das irische Gesetz zum Schwangerschaftsabbruch verfassen. Das Abtreibungsgesetz war wenige Monate zuvor durch ein Referendum abgeschafft worden und sollte nun neugestaltet werden.[1] Das Statement des CDLP sollte Kritik und Änderungsvorschläge am aktuellen Gesetzesentwurf enthalten.

Zum anderen entwickelte und realisierte das CDLP damals eine Schulung für Fachkräfte in Bezug auf die Arbeit mit entscheidungsunsicheren Menschen. Auch hierbei sollte Amelie Schmidt als Praktikantin unterstützen. Die Schulung dient der Umsetzung des „Assisted Decision Making [Capacity] Act 2015“ (ADM Act), das herkömmliche Vormundschaftsgesetz in Irland ersetzt und mit allen Teilen 2020 in Kraft treten wird. Die Schulung richtet sich an zukünftige Unterstützer*innen in der Entscheidungsfindung von Menschen mit Behinderungen in alltäglichen und wichtigen Fragen und führt allgemein in den ADM Act und in die UN-Behindertenkonvention ein, um dann z.B. Wege aufzuzeigen, wie eine Unterstützungsperson Wille und Präferenz herausfinden kann, wenn die betroffene Person diesen nicht sofort zeigt. Bei der Planung der Schulung durfte Amelie Schmidt mitdiskutieren und ihr Wissen einbringen. Sie konnte dabei auf ihre Kenntnisse aus dem Studium und der Arbeit bei BODYS zurückgreifen. Während der Schulung selbst war Amelie Schmidt Assistentin und Hilfskraft. So sah sie die theoretischen Vorbereitungen nun in der Umsetzung und konnte sich mit den teilnehmenden Personen austauschen.

Amelie Schmidt zieht ein positives Resume aus ihrem Aufenthalt in Galway: „Ich habe einen neuen Blick auf die Forschung bekommen. Die verantwortungsvolle und menschenrechtsachtende Arbeit im Team war eine tolle Erfahrung, die meine Sicht im Hinblick auf die Gesetzgebung sehr verändert hat, sodass ich nun kritischer auf die Materie blicke und nicht alles als gegeben hinnehme. Ich habe vieles aus dem Praktikum mit nach Hause genommen und Inspiration für meine Tätigkeit als Pädagogin gefunden.“

[1] Mehr zur irischen Historie zu Abtreibungen auf Englisch hier.

 

Text und Fotos: Amelie Schmidt, den 05.07.2019